Mittwoch, 17. Juni 2009

Tod im Busch

Australien ist, mit deutlichem Abstand vor den Niederlanden auf dem zweiten Rang gefolgt vom Jemen, das Land in dem die meisten deutschen Individualtouristen ihr frühzeitiges Ende finden. Grund dafür sind allerdings nicht die üblichen Verdächtigen sondern eine bastardisierte Form des Koalas (Phascolarctos cinereus), der sogenannte Qualooka (Phascolarctos gravitus) oder im allgemeinen Sprachgebrauch Drop Bear.
Außerlich kaum zu unterscheiden, erkennt man einen Qualooka u.a. an den inneren Werten. Durch eine Obduktion muss die Länge des Dickdarms bestimmt werden, ähnlich wie bei der europäischen Hauskatze. Ein weiteres Erkennungsmerkmal gibt dieses Tier beim Rufen oder brunfen preis, nämlich die deutlich verlängerten Reisszähne.
Verbreitet ist der Qualooka in den meisten Wäldern Australiens mit Ausnahme von Tasmanien und den süd-westlichen Küstenbereichen. Er hält sich wie sein Vetter zumeist in Eukalypten auf, beschränkt sich allerdings auf Bäume bei denen die Beastung auf den untersten 4m recht spärlich ausfällt. In der unteren Kartendarstellung sind die größten Populationen von Qualookas gekennzeichnet.



Zwischen den Jahren 2003 bis 2008 sind den Drop Bears 27 Menschen zum Opfer gefallen, darunter 15 deutsche Staatsbürger, 3 Neuseeländer, 1 Belgier, 1 Armenier und 7 Einheimische. Die Begründung für die signifikante Dominanz der Deutschen kann mit der hohen Anzahl an Urlaubern aus der Bundesrepublik begründet werden. Australien ist nach Italien, Frankreich, Spanien und Irland das beliebeste Reiseziel (Nummer 1 bei Fernreisen) der Bundesbürger.

Qualookas nehmen wie Koalas auch Eukalyptusblätter zu sich. Während diese die schwerverdauliche giftige Nahrung über Stunden hin zersetzen extrahiert der Qualooka die Giftstoffe und sammelt sie in einem kleinen sackähnlichen Behätnis im Rachenraum. Qualookas jagen hauptsächlich in der Dämmerung und sind in der Nacht wegen ihrer schwachen Sehleistung keine Gefahr mehr für ihre Beute, die aus Säugetieren aller Größenordnungen besteht. Ausnahme ist hier lediglich das graue Riesenkänguruh.

Die Strategie der Qualookas hat sich über jahrtausende hinweg entwickelt. Während die Beute nichtsahnend durchs Geäst stolpert, warten die Drop Bears bis sie sich direkt unter ihnen befinden. Dann lassen sie sich auf ihr Opfer fallen, legen mit den langen Zähnen eine Wunde in der Halsregion frei und injizieren den giftigen Eukalyptuscocktail in die Blutlaufbahn und laben sich bereits etwa nach 10 Minuten am noch warmen Fleisch. Wir wünschen einen guten Appetit...


Leben im Loch...


Donnerstag, 4. Juni 2009

Leiste versus Bruch Teil 2

St. John of God Hospital Murdoch - 6:30 Uhr früh. Ich war der erste Patient in der Ambulanz und wurde so auch relativ früh ins Nebenzimmer gerufen. Die üblichen Fragen werden beantwortet bis das Gespräch an einer Stelle angelangt, an der klar wird das mein Gegenüber nicht nachzugeben bereit ist. "Mir ist gerade aufgefallen das Sie über keine australische Krankenversicherung verfügen", was ja auch stimmt. "Wir können nur operieren wenn das Geld im Vorraus bezahlt wurde". Argumente und der Name Debbie helfen in keinster Weise und so muss die VISA Karte und Micha aus dem Bett geholt werden. Zusammenfassung der nächsten Stunde:
  • Der Scheck wurde verschlampt und dann wieder gefunden
  • Die VISA Karte konnte nicht belastet werden obwohl genug Geld vorhanden war
  • Irgendwie schafft es Debbie ins Büro und ich darf unters Messer
  • Ich komme ich ein neues Untersuchungszimmer mit Azubiin deren Mann Deutscher ist
  • Ich rasiere den Bauch schlüpfe in einen weißen Hauch von Nichts mit Pampers und blauen Bademantel
  • Neben mir liegen aufgereiht sechs weitere Patienten die auf die OP warten

Es ist mittlerweile etwa 9 Uhr und mein Blick über den Boden schweift über blaue Teppichlandschaften. Ich schlafe...bis mein Freund Jack mich in Empfang nimmt und mir wieder Fragen stellt. Er studierte Geomatics in Curtin und hat auch abgeschlossen, konnte aber keinen Job finden und fährt jetzt halt deutsche Landmesser in den OP. Dort angekommen fragt eine Schwester nach Namen, Geburtsdatum und welcher Eingriff vorgenommen wird. Ich beantworte alle Fragen wieder richtig und schlafe bald fest.

Es vergehen etwa 5 Stunden bis ich wieder fit bin und wieder etwas Esse. Als braver Patient habe ich natürlich mehr als 12 Stunden gefastet, was mir leider fast zum Verhängnis wurde. Bei einer OP im Leistenbereich wird natürlich auch die Blase usw. beeinträchtigt, was dazu führen kann das Patienten kein Wasser lassen können - Nierenstau, qualvoller Tod - kennt man ja. Auf Grund meiner Askese und der langen Wartezeit vor der OP war ich ein wenig dehydriert so dass nur noch 0,4l Flüssigkeit in meiner Blase zu finden waren (Messwert mit dem Blasenscanner). Ich fasse nochmals die packensten Ereignisse bis 21:30 Uhr zusammen (eigentlich werden alle um 20 Uhr rausgeschmissen):

  • trinke viel Tee und warte
  • esse Äpfel und warte
  • Versuch Nummer eins: absolut nichts
  • mehr Tee
  • warten
  • Mehr Äpfel
  • Kekse und Wasser
  • Versuch Nummer zwei: 0,6l habe ich in die Flasche gefeuert und darf offiziell nach Hause

Die Bauchschmerzen fühlen sich wie ein Muskelkater im Bauch an und sind eher harmlos. Kann die OP nur empfehlen...





Ich muss unweigerlich an Crocodile Dundee denken:
"Das ist doch keine Arztrechnung - DAS ist eine Arztrechnung!"